Das Pi-Kafka-Projekt

oder

Wie man durch Würfeln zum Schriftsteller wird...
© JVSchmidt (Januar 2004)

Einführung

Der Versuchung, nach dem Sinn der Pi-Ziffernfolge zu fragen, erliegt mehr oder minder jeder, der sich auf diese Zahl einläßt. Entsprechend groß ist die Zahl der Projekte, die in der einen oder anderen Form versuchen, Pi durch geschickte Umwandlungen zu entdecken, sozusagen aufzudecken. Dabei sind vor allem Transformationen der Ziffernfolge in Formen, Farben und Klänge zahlreich vertreten. Da die Normalität der Zahl Pi - obwohl nicht bewiesen - unter Fachleuten eine akzeptierte Annahme ist, sollte Pi aufgrund seiner statistischen Eigenschaften alle vergangenen, alle aktuellen, alle zukünftigen - kurz alle überhaupt möglichen - endlichen Informationen enthalten. Sei dies nun die Gebrauchsanleitung eines Milchmixers, der Softwarecode jedes Programmes (Nieder mit den Lizenzen!), Goethes Faust oder eure letzten Liebesschwüre.

Naheliegend wäre also, ab und an ein Stückchen Pi inText zu verwandeln und sich dann einen schönen Lesenachmittag zu machen. Warum tut das niemand?

Der Grund liegt in der ungeheueren Anzahl möglicher Buchstabenkombinationen. Suche ich beispielsweise das Wort "HALLO", so muß ich im deutschen Alphabet (ohne Beachtung der Umlaute und ohne Groß-Klein-Unterscheidung) im ungünstigsten Fall alle 26^4 = 456.976 vierbuchstabigen Worte durchforsten. Dabei ist der größte Teil dieser 4-Buchstaber eigentlich Müll. Ein normaler Satz gar aus 50 Buchstaben sprengt mit mehr als 10^70 Kombinationen sowohl Vorstellungskraft als auch alle materiellen Ressourcen des Universums.

Etwas salopp könnte man Pi als einen großen Müllhaufen bezeichnen, in dem die Vorsehung kleine Perlen eingestreut hat. Aber wo bleiben die Perlentaucher?

Macht sich dennoch jemand auf den Weg, Pi in Text zu wandeln, geschieht dies meist in voller Kenntnisse der Sinnlosigkeit des Unterfangens und wird eher als technische Herausforderung erledigt. Anschließend klaubt man aus dem Schutt des Ergebnisbergs die kleinen Glitzersteine. Konsequent erledigt hat das Norbert Rixecker in seinem Pi-Projekt 2003 und ein lesenswertes Essay beigelegt. Sein Pi-Gedicht ist quasi handverlesen, sein komplettes Thesaurus illustriert die Sinnfreiheit einerseits, den lexikalischen Kauderwelsch andererseits.

Meine Intention

  • I (1): Ich möchte einen Weg finden, Texte automatisch zu generieren.
  • I (2): Diese Texte müssen keinen Sinn enthalten; wenn doch, dann auch gut.
  • I (3): Diese Texte sollen lesbar, d.h. aussprechbar sein.
  • I (4): Die Zahl Pi soll bei der Textgenerierung eine zentrale Rolle spielen (können). 

 

Grafik:  Die PiKafkaMaschine by JVS

 

 

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